Informationen aus der Naturheilpraxis René Gräber
Es gibt eine Menge verschiedener Vitamine, wovon jedes seinen spezifischen Charakter hat. Die meisten Vitalstoffe sind so unentbehrlich für ein reibungsloses Funktionieren unseres Körpers, wie Wasser und andere Nährstoffe ebenso. Zur Bedeutung (und auch der Studienlage) der Vitalstoffe habe ich extra diese Webseite hier erstellt (Vitalstoffmedizin.com) oder auch diese Übersicht der: Vitamintabelle.
Bei einer derart geballten Wucht an Argumenten für die Wichtigkeit der Vitamine und Mineralstoffe für unsere Gesundheit ist es verwunderlich, dass die offiziellen und beamteten Gesundheitsapostel der Republik vor einem „Zuviel“ an Vitaminen warnen – und immer schon gewarnt hatten. Oberwarner ist das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR), das daraus sogar explizite „Leitlinien“ geschnitzt hat.
Aber nicht nur das BfR warnt. Es gibt sogar grün angereicherte Organisationen, die vor zu vielen Vitaminen warnen: Im Vitamin D – Präparate im Test ist es der „Öko-Test“, der eine Reihe von Vitamin-D-Präparaten getestet hatte und zu dem Schluss kam, dass die getesteten „Medikamente“ und Nahrungsergänzungsmittel alle mit mangelhaft zu bewerten sind, da sie zu viel an Vitamin D enthalten. Sehr häufig beziehen sich die Öko-Tester hier auf die Empfehlungen des BfR, womit sich der Kreis wieder schließt.
Das BfR selbst sieht Deutschland nichts als Vitaminmangel-Land. Wenn ich das mal interpretieren darf: das hört sich so an, als sei Deutschland demnach im Wesentlichen ein vitaminmangelfreies Land, Dank eines vorbildlichen Gesundheitssystems (nicht etwa wegen der guten Ernährungslage!).
In einer Stellungnahme des BfR vom 15. März 2021 ringt man sich immerhin zu der Aussage durch:
“Daten über die Nährstoffzufuhr darauf hin, dass nur einige wenige Vitamine und Mineralstoffe, wie Vitamin D, Calcium, Folsäure und Jod, von manchen Bevölkerungsgruppen nicht entsprechend den Zufuhrempfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE e.V.) aufgenommen werden. Dies ist jedoch nicht generell mit einer Unterversorgung oder gar einem Mangel gleichzusetzen.”
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Kleine Anmerkung: Die Sache mit den “5 Wundermitteln” ist mit Abstand der beliebteste Newsletter, den meine Patienten gerne lesen…
Deutschland gegen Europa
Bei den „Höchstmengenvorschlägen für die Verwendung von Vitaminen und Mineralstoffen in Lebensmitteln“ des BfR richtet man sich im Wesentlichen nach den von der „Europäischen Lebensmittelbehörde (EFSA) festgelegten tolerierbaren Obergrenzen für die Tageszufuhr des jeweiligen Nährstoffs“ (https://www.bfr.bund.de/de/bewertung_von_vitaminen_und_mineralstoffen_in_lebensmitteln-54416.html).
Trotz EFSA haben die europäischen Länder eigene Empfehlungen herausgegeben. In der Tabelle für einige Länder sieht man sofort, dass Deutschland bei den Vitaminen besonders „knauserig“ ist. Die Werte orientieren sich überwiegend an den Vorgaben des BfR. Klar, wenn der Bedarf so niedrig angesetzt wird, dann gibt es in Deutschland wirklich keinen Vitaminmangel.
Folgende Übersicht hat die Verbraucherzentrale NRW zusammengestellt (Auszug, Abruf via Archive vom 3.2.2023). Ich habe mich der Übersichtlichkeit halber lediglich auf die ersten sechs Länder der Tabelle bezogen. Am Ende meines Beitrags finden Sie die Quellen der jeweiligen Staaten und danach noch eine Übersicht mit den wesentlichen Aussagen der jeweiligen Dokumente.
(*) Keine Höchstmengen erforderlich (**) andere Werte für Jugendliche (***) andere Werte für Schwangere/Kinderwunsch (****) andere Werte für Ältere (+) Warnhinweis. In den Quellen am Ende des Beitrags finden Sie die jeweiligen Dokumente der einzelnen Staaten, sowie einen ganz am Ende noch eine Übersicht relevanter Tabellen dieser Staaten. Quelle: verbaucherzentrale.nrw
Nach meinen Recherchen beziehen sich die deutschen Werte vor allem auf Nahrungsergänzungsmittel (pro Tagesverzehrempfehlung eines Produkts).
Beispiel Vitamin C:
Beim Vitamin C gilt für die Nahrungsergänzungsmittel eine Höchstmenge von 250mg (pro Tagesverzehrempfehlung eines Produkts). Wenn nun die Deutschen nur 250 mg Vitamin C pro Tag aufnehmen „sollen“, dann wäre es kein Wunder, wenn sie gegen die Meinung des BfR an Mangelerscheinungen leiden. Auch hier sind die Iren mit 2.000 mg Vitamin C pro Tag schon eher im realistischen Bereich.
Aber Halt! Das waren die Höchstwerte für Nahrungsergänzungsmittel. Die “Zufuhrreferenzwerte” sehen etwas anders aus, wobei man sich vor allem auf die EFSA bezieht. Das sieht dann beim BfR (unter dem Punkt “Tolerable Upper Intake Level (UL) und Zufuhrreferenzwert” zum Beispiel so aus [7]:
“Die EFSA hat 2013 für Vitamin C Bevölkerungsreferenzwerte für die Zufuhr (Population Reference Intake; PRI) abgeleitet und empfiehlt für 1- bis 14-jährige Kinder zwischen 20 und 70 mg pro Tag, für 15- bis 17-jährige Jugendliche 90 mg pro Tag (weiblich) bzw. 100 mg pro Tag (männlich) und für Erwachsene 95 mg pro Tag (weiblich) bzw. 110 mg pro Tag (männlich). Für Schwangere und Stillende erhöhen sich die empfohlenen Zufuhrwerte im Vergleich zu der Zufuhrempfehlung für Frauen ab 18 Jahren um 10 bzw. 60 mg pro Tag (EFSA, 2013; Tabelle 2). ”
Greifen wir dazu noch einmal das Beispiel Vitamin A heraus:
Eine 2015 erschienene Arbeit (Intake of Vitamin and Mineral Supplements and Longitudinal Association with HbA1c Levels in the General Non-Diabetic Population–Results from the MONICA/KORA S3/F3 Study) zeigte, dass Carotinoide langfristig den HbA1c Wert senken können, was sich günstig auf die Entwicklung von kardiovaskulären Komplikationen auswirkt. Und in dieser Studie wurde mit Dosierungen von bis zu 6,4 mg/Tag gearbeitet. Der Rat des BfR lautet hingegen auf nur 0,2 mg/Tag. In Irland sind es 3 mg Vitamin A, die täglich empfohlen werden, nur die Dänen sollen sich mit 0,89 mg/Tag begnügen, was aber immerhin noch deutlich mehr ist als die bei den Deutschen.
Eine ältere Arbeit von 1993, die sich ebenfalls auf die MONICA-Studie bezieht (Increased risk of cardiovascular disease at suboptimal plasma concentrations of essential antioxidants: an epidemiological update with special attention to carotene and vitamin C), kommt zu dem Schluss, dass eine Senkung von Antioxidantien in Form von subakuten Vitamin-Konzentrationen mit einem höheren Risiko für ischämische Herzerkrankungen und Schlaganfall einhergeht.
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Und es scheint sogar Berechnungen seitens der amerikanischen Regierung zu geben, die in einer Studie (Practon-Studie) unter der Leitung von Prof. Practon haben zeigen können, dass „allein durch die Einnahme von Vitamin C und E in niedrigen Dosierungen die Kosten für Krankenhausaufenthalte wegen Magenkrebs, Koronarer Herzerkrankung und Linsentrübung um mehrere Milliarden Dollar zu reduzieren wären“
Angesichts dieser Aussagen klingen die Empfehlungen des BfR wie der blanke Hohn.
Ähnlicher Trend bei Mineralien
Die deutschen Empfehlungen zu Mineralien einschließlich der Spurenelemente sind ähnlich knapp bemessen wie die Vitamine. Zumindest gilt dies überwiegend, wenn man sich den Ländervergleich anschaut. Nur die Dänen sind ebenfalls sehr zurückhaltend:
(*) Keine Höchstmengen erforderlich (**) andere Werte für Jugendliche (***) andere Werte für Schwangere/Kinderwunsch (****) andere Werte für Ältere (+) Warnhinweis. In den Quellen am Ende des Beitrags finden Sie die jeweiligen Dokumente der einzelnen Staaten, sowie einen ganz am Ende noch eine Übersicht relevanter Tabellen dieser Staaten. Quelle: verbaucherzentrale.nrw
Lediglich beim Silizium scheint dem BfR, an dem sich die Richtwerte orientieren, etwas der Sinn überzuschwappen: Da wird deutschen Bürgern mehr „gegönnt“ als es die Dänen tun.
Ansonsten stellt sich auch hier wirklich die Frage, wie das BfR auf solche Werte kommt. Bei 500 mg Kalium pro Tag dürfe ein Erwachsener ernste Gesundheits-Probleme bekommen. Allgemeine Empfehlungen raten mindestens zur vierfachen Menge, die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) sogar zum Achtfachen.
Fazit
Zugegeben: seit den ersten Vorschlägen zur Aufnahme von Vitaminen (und deren Höchstgrenzen) ist man seitens des BfR deutlich differenzierter und geht dort zahlreiche “Optionen” durch, wie zum Beispiel für Nahrungsergänzunsmittel, Aufnahme durch die Ernährung, Schwangere, usw. Dennoch: In den Richtlinien des BfR für Vitamine und Mineralstoffe sehe ich (wieder einmal) das, was die Amerikaner „German Angst“ nennen. So gesehen kann sich die Welt darüber lustig machen, dass die Deutschen sich sogar vor Vitalstoffen fürchten und sich dadurch vielleicht “krank” hungern.
Dieser ganze Wahnsinn wird vollends klar, wenn man sich die Mühe macht zu vergleichen, wie viele Patienten durch Vitamine ums Leben gekommen sind und wie viele durch Avandia, Vioxx und noch auf dem Markt befindliche Arzneimittel. Aber hier hört man keine Warnrufe seitens des BfR. Kann ja auch keiner kommen, denn spätestens hier ist das Märchen zu Ende und das BfR nicht mehr zuständig.
Während man sich freudig bei der Regulierung der Vitamine und Mineralstoffe zeigt, haben wir bei den Medikamenten Lücken, die so groß wie Scheunentore sind, wie ich dies u.a. in Beiträgen versuche zu zeigen:
- Tödliche Medikamente – Oder: Die Pharmaindustrie als organisiertes Verbrechen?
- Medikamente – Nebenwirkung Tod
Und dann haben wir noch einen Aspekt, den das BfR (nach meinen Recherchen) nicht wirklich aufgreift: den Vitalstoffmangel durch Medikamente. Medikamente können dabei auf verschiedenste Weisen zu einem Nährstoffdefizit führen. Entweder stören sie die Vitalstoffaufnahme im Darmtrakt oder sie fördern die Ausscheidung über den Urin. Manche Wirkstoffe können die Tätigkeit von Vitalstoffen im Körper herabsetzen. Dies wird besonders bei einer langzeitigen Einnahme gefährlich. Das Phänomen ist (eigentlich) bekannt, wird meiner Erfahrung nach aber nur von sehr wenigen Medizinern beachtet und auch gemessen.
Letztlich haben wir dann noch die Therapie mittels Vitalstoffen bei bestimmten Beschwerden und Erkrankungen. Dieser Bereich nennt sich “Orthomolekulare Medizin”. In meinem Naturheilkunde-Lexikon Naturheilt.com finden Sie deshalb bei zahlreichen Beschwerden auch Hinweise zu Vitaminen, Mineralstoffen, usw. Hercorheben möchte ich hier den Beitrag: Sepsis: Vitamine C, B1 und Hydrocortison wirken.