IN DER RUHE LIEGT DIE KRAFT!
Unter den Hirnnerven spielt er die Hauptrolle, verbindet er doch Körper und Geist und bringt sie ins Gleichgewicht. Der Vagusnerv gilt als unser Selbstheilungsnerv. Er schützt uns etwa vor Herzinfarkt, aktiviert das Immunsystem, regelt die Verdauung und unser soziales Leben. Er sollte stark sein, damit wir nach Stress schnell zur Ruhe zurückfinden und uns erholen. Ist er hingegen schwach, sind davon unser psychisches Wohlbefinden und viele Körpersysteme betroffen, die er in seinem langen Verlauf durch den Körper ansteuert.
Von Dr. phil. Doris Steiner-Ehrenberger
Das vegetative Nervensystem unterteilt sich in Sympathikus und Parasympathikus. Der Sympathikus wird immer dann aktiv, wenn Gefahr droht, auf die der Körper vorbereitet werden muss, um kämpfen oder fliehen zu können. Für diesen urgeschichtlichen Überlebensmechanismus braucht der Körper Energie, weshalb Stresshormone wie Adrenalin ausgeschüttet werden. Das Blut wird in die Körpermitte und die Beine gepumpt, das Herz schlägt schneller, man atmet flacher. Gleichzeitig wird alles, was jetzt nicht unbedingt benötigt wird, heruntergefahren wie etwa das Immunsystem oder die Verdauung. Im Gegensatz dazu beruhigt das parasympathische Nervensystem den Körper, verdaut Nahrung, um wieder Energie bereitstellen zu können und bereitet auf die Ruhe vor – der Normalzustand, außer bei Menschen mit anhaltendem Stress oder Angststörungen.
DIE AUFGABEN DES VAGUSNERVS
Das vegetative, auch autonome Nervensystem, funktioniert ohne unser Zutun. Fast. Wir können doch erstaunlich vieles unternehmen, um den Sympathikus – der Teil, der uns in Angst und Stress versetzt – schnell wieder auszubremsen und zur Ruhe zurückzufinden. Das geschieht über den Vagusnerv, den wichtigsten Nerv des parasympathischen Nervensystems, das auch als Entspannungssystem bezeichnet wird.
„Vagari“ bedeutet auf lateinisch „umher- schweifen“. Der längste unserer zwölf Hirnnerven beginnt in unserem Gehirn, verläuft durch den Hals, Verästelungen enden in den Ohren und im Kehlkopf. Er erstreckt sich in den Brustraum, spaltet sich in den linken und rechten Vagus. Verästelungen führen zu Herz, Lunge, Magen, Bauchspeicheldrüse, Darm und fast jedes andere Organ im Bauchraum bis hin zu den Eierstöcken oder Hoden.
Der „umherschweifende Nerv“ steht also mit allem, was wichtig ist, in unmittelbarer Verbindung. Er steuert durch die Freisetzung des „Vagusstoffs“ Acetylcholin sämtliche unbewusst ablaufenden Körperfunktionen, kontrolliert den Blutdruck, den Blutzucker, die Herzfrequenz, die Atmung, die Verengung der Bronchien, den Speichel, die Magen- und Gallenflüssigkeit, die Weiterleitung der Nahrung im Magen und im Darm, die Ausschüttung von Verdauungssäften, die Nierenfunktion, den Geschmack, die Schweißdrüsen, die Tränenflüssigkeit, die Fruchtbarkeit und ist sogar beim Orgasmus beteiligt. Er hat großen Einfluss auf soziale Kontakte – ein freundlicher Blick, ein Lächeln, ein Zunicken laufen über den Vagus.
DER TOTSTELLREFLEX IN AUSWEGSLOSEN SITUATIONEN
Es gibt noch eine weitere Theorie zu den Aktivitäten des Vagusnervs, die „Polyvagal-Theorie“ des Verhaltens-Neurowissenschaftlers Dr. Stephan Porges. Demnach ist zwischen einem hinteren, auch bei Reptilien vorhandenen, und einem vorderen, nur bei Säugetieren vorhandenen, Anteil des Vagusnervs zu unterscheiden. Der vordere Anteil reagiert dank einer isolierenden Markscheide schneller und hat zusätzlich zu den Aufgaben Selbstheilung, Erholung und Verdauung auch noch die Aufgaben Kontakt und Kommunikation. Wohl weil Säugetiere sich um völlig abhängige Neugeborene kümmern müssen. Ein aktiver vorderer Vagus ist der Normalfall. Ist dieser aber mit einer Situation überfordert, wird der Sympathikus aktiviert und macht zu Flucht oder Kampf bereit. Die Kontakt- und Kommunikationsfähigkeit ist jetzt stark eingeschränkt! Gibt es nun keine Lösung der Situation, übernimmt wieder der Parasympathikus und der hintere Vagusnerv fährt den Körper total herunter – er stellt sich tot, mit Ohnmacht, Erstarren, niedrigem Blutdruck, Schwindel, verlangsamtem Puls und Entleerung von Magen („sich vor Angst übergeben“) und Darm („die Hose gestrichen voll haben“).
WAS BEDEUTET EIN „STARKER VAGUS“?
Der vagale Tonus – oder Vagustonus – zeigt die Aktivität des Vagusnervs. Ein starker Vagus kann den Körper nach Stress gut in die Ruhe zurückführen. Herzfrequenz, Atmung, Blutdruck, Verdauung, alles läuft bei einem starken Vagus mit hohem Tonus ideal.
Es gibt eine Rückkoppelung zwischen hohem Vagustonus, positiven Emotionen und guter körperlicher Gesundheit. Ein hoher Vagustonus bedeutet auch bessere Beziehungen zu den Mitmenschen und einen hohen Serotonin- und Dopaminspiegel. Diese Nervenbotenstoffe sind für Antrieb und Wohlbefinden zuständig. Sind sie ausreichend vorhanden, ist das eine gute Voraussetzung für Glück. Der Vagustonus ist indirekt messbar. Wenn die Herzfrequenzvariabilität (HRV) hoch ist, ist auch der Vagustonus hoch. Das zeigt sich durch einen leichten Anstieg der Herzfrequenz beim Einatmen und eine Abnahme der Herzfrequenz beim Ausatmen. Alles, was den Vagustonus fördert, erhöht die Herzratenvariabilität und damit die Jugendlichkeit und Gesundheit, nützt der Verdauung, dem Immunsystem und dem psychischen Wohlbefinden frei von Angst und Depression.
Ein schwacher Vagus (niedriger Vagustonus) hingegen geht einher mit Entzündungen, negativen Emotionen bis hin zur Depression, schlechten oder fehlenden Beziehungen, Herzinfarkten und Schlaganfällen. Und jetzt kommt es: Wenn Mütter während ihrer Schwangerschaft depressiv, ängstlich und wütend sind, haben sie einen geringeren Vagustonus. Genauso verhält es sich dann beim Neugeborenen.
Es zeigt ebenfalls eine niedrige vagale Aktivität und dazu auch noch niedrige Dopamin- und Serotoninspiegel. Das bedeutet eine größere Neigung zu Angst, Depression und Sucht und eine geringere zum Glücklich- und Zufriedensein.
ENTZÜNDUNGEN MIT DEM VAGUSNERV HEILEN
Doch man kann etwas dagegen tun! Die Betroffenen sind nur mehr gefordert. Trainieren sie den Vagusnerv, dann kommen sie auch bei ungünstigeren Voraussetzungen im Leben zu einem stressreduzierten, glücklichen Lebensstil. Zugleich bedeutet das auch mehr Gesundheit, da ja viele Organe mit dem Vagus in enger Verbindung stehen und auf seine Stärkung positiv reagieren. Entzündungen beispielsweise hängen doch tatsächlich entscheidend vom Zustand des Vagusnervs ab! Stress und Depressionen gehen einher mit einer Abwärtsspirale mit vermehrter Produktion von entzündungsfördernden Botenstoffen, die ihrerseits für Energiedefizite, schlechte Stimmung und wenig Motivation sorgen. Entzündungen aktivieren außerdem das Angstzentrum im Gehirn. Es gibt aber auch immer mehr wissenschaftliche Belege dafür, dass Entzündungen durch Aktivierung des Vagustonus geheilt werden können und sich die Abwärtsspirale unterbrechen lässt. Der Selbstheilungsnerv macht also seinem Namen alle Ehre…
18 MÖGLICHKEITEN DEN VAGUSNERV ZU FÖRDERN
- Singen – Singen, Summen, Mantren singen wie den Laut „OM“ oder Chorgesang aktivieren den Vagus. Dabei spielen die Muskeln im Nacken eine Rolle.
- Tiefe Atmung – Langes, langsames Ein- und Ausatmen stimuliert den Vagus, senkt Herzfrequenz und Blutdruck. Soll man nicht bei Stress tief durchatmen?
- Lachen – Lachen ist Medizin, da es den Vagus stimuliert. Man kann vor Lachen nicht nur in Tränen ausbrechen, man kann sich sogar vor Lachen in die Hose machen oder ohnmächtig werden. Dann hat man es mit der Vagus- Stärkung übertrieben.
- Kältereiz – Wenn sich der Körper an Kälte anpasst, übernimmt der Parasympathikus das Ruder, der Sympathikus nimmt ab. Jede akute Kälteeinwirkung stärkt also den Vagus – eine kalte Dusche genauso wie Laufen durch den Tau oder ein Spaziergang im Schnee. Der Kältereiz muss nur kurz sein.
- Magnesium – Dieser Mineralstoff wirkt vagoton – er lindert Stress und entspannt. Am schnellsten wirkt kolloidales Magnesium, wässrig oder in öliger Form. Beides ist äußerlich anzuwenden. Besonders effektiv: Kolloidales Magnesium auf den Nacken aufbringen, dort erreicht es den Vagus binnen Sekunden und die Spannung lässt nach.
- Silber – Kolloidales Silber aktiviert den Parasympathikus, während kolloidales Gold den Sympathikus aktiviert. Der Mensch braucht natürlich beide stark, aber keinen dominant. Alte Mysterienschulen empfahlen zur Aktivierung einen Mondzyklus (28 Tage) lang morgens kolloidales Gold zur Sympathikus-Aktivierung, mittags kolloidales Eisen (als Taktgeber) und abends kolloidales Silber, da es den Vagus fördert und auf den Schlaf vorbereitet. Sind Sympathikus und Parasympathikus gestärkt, fördert das den emotionalen Ausgleich.
- Yoga – Yoga erhöht die Aktivität des Vagus, auch die richtige Atmung trägt dazu bei. Eine 12-wöchige Yoga-Studie zeigte bessere Ergebnisse bezüglich Stimmung und Angst mit höheren GABA-Werten als bei Gehübungen zu erreichen waren. GABA ist ein Nervenbotenstoff, der die Entspannung unterstützt und bei Unruhe hilft.
- Reishi Vitalpilz – Taoistische Mönche setzten den Reishi Vitalpilz ein, um besser meditieren zu können. Er hebt den Entspannungsbotenstoff GABA an, macht deshalb ruhiger, gelassener und man schläft besser.
- Meditation – Metta Bhavana oder die Liebes-Güte-Meditation mit der Konzentration auf Mitgefühl erhöht den vagalen Tonus in beindruckender Weise. Auch mitfühlendes Nachdenken über andere wirkt darauf positiv. Es ist also kein Geheimnis mehr: Liebevoll zu sein, sich verbunden zu fühlen, macht glücklich, gesund und frei von Angst. Meditieren ohne diese Hingabe veränderte den Vagustonus hingegen nicht.
- Dankbarkeit – Ein Dankbarkeitstagebuch soll Wunder wirken, körperlich wie psychisch. Dankbar zu sein entspannt über die Aktivierung des Vagus sofort. Ein Dankgebet beim Essen setzt die Verdauung daher bestmöglich in Gang.
- Baobab oder Akazienfaser – Ganz besonders interessant ist die Verbindung des Vagus mit dem Darm. Gehirn und Darm kommunizieren miteinander in beide Richtungen, teilweise über den Vagus. Die gesamte Verdauung und viele Regulationsvorgänge – daher auch die meisten Verdauungsprobleme – hängen vom Vagus ab. Nahrungsmittel, die wie Baobab oder Akazienfaser besonders reich an Ballaststoffen sind, erhöhen ein Hormon, das die Kommunikation zwischen dem Vagus und dem Gehirn unterstützt. Außerdem sind Ballaststoffe das „Futter“ für die Darmbakterien, die in der Kommunikation des Vagus mit dem Zentralnervensystem eine wichtige Rolle spielen.
- Darmbakterien – Probiotika wie die Lactobac Darmbakterien können vieles im Darm und darüberhinaus regulieren. Optimiert man die Darmgesundheit, wird der Vagus maximal stimuliert.
- Intervallfasten – Zeitweises Fasten (z. B. 16 Stunden fasten, während der anderen acht Stunden essen) und die Verringerung der Kalorien erhöhen den Vagustonus.
- Schlaf – Studien haben gezeigt, dass das Liegen auf der rechten Seite den Vagustonus am meisten fördert, vor allem, wenn man zuvor gegessen hat. Naturvölker am Amazonas schlafen bevorzugt so, angeordnet in einem Kreis, Körper an Körper… und morgens erzählen sie sich ihre Träume, während uns der Verkehrslärm beim Aufwachen schon daran erinnert, was unsere körperliche und geistige Gesundheit erdulden muss.
- Natur – Wald, Wiesen, Wasser, Berge – ganz klar, dass wir hier zu unserer Mitte zurückfinden. Barfußlaufen soll sich am besten auswirken. Wer sich nur in Gebäuden und auf Straßen aufhält, verliert körperlich und geistig schneller das Gleichgewicht. Viele wollen diese vertraute Umgebung aber gar nicht mehr verlassen – vielleicht weil die innere Anspannung und ständige Leistungsbereitschaft schon so dominant sind?
- Massage – Massagen entspannen. Besonders stimulierend auf den Vagus wirken Fußmassagen und Massage im Bereich der Halsschlagader.
- Akaija Schmuck – Der Akaija-Anhänger (ein geometrischer Körper) steigert die Herzratenvariabilität ganz enorm (auf 90 bis 95 Prozent), selbst bei schädlichem Elektrosmog, wie Untersuchungen gezeigt haben. Dadurch stärkt er auch den Vagus, macht ruhiger und entspannter.
- Adaptogene – Darunter versteht man Natursubstanzen wie Kräuter oder Vitalpilze, die bei der Anpassung an Stresssituationen helfen. Adaptogene wie Tulsi Tee, Brahmi, Yams, Rhodiola rosea (Rosenwurz), Rosmarin, Sternanis, Weihrauch, Maca oder alle Vitalpilze beruhigen bei Stress, ohne zu betäuben bzw. schläfrig zu machen und sie regen bei geistiger oder körperlicher Erschöpfung an, ohne aufzuputschen. Adaptogene bringen das vegetative Nervensystem bei Stress wieder ins Gleichgewicht, unterstützen also den Vagus und schonen die von ihm versorgten Organe. Speziell schützen sie Nebennieren und Schilddrüse, indem sie anhaltende Stresshormonausschüttung beruhigen.
Omega-3-Fettsäuren
Die in Fischöl, Algen oder Krill enthaltenen Omega-3-Fettsäuren EPA und DHA stärken den Vagus, indem sie die Herzratenvariabilität erhöhen und eine erhöhte Herzfrequenz senken.
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