Beitrag von „GESUNDE ALTERNATIVE“
Es gibt mal wieder eine neue Studie. Es ist schon interessant, was Forscher alles so untersuchen und manchmal fragt man sich, wie sie ausgerechnet auf dieses Thema gekommen sind. Wissenschaftler vom Massachusetts General Hospital (MGH) und der University of Exeter Medical School haben jetzt eine Studie durchgeführt, bei der sie 76 neue menschliche Genregionen identifiziert haben, die mit der Schlafdauer in Zusammenhang stehen. Kommen Sie zum Beispiel morgens eigentlich kaum aus dem Bett? Und wenn der Wecker Sie aus den Träumen reißt, taumeln Sie stieren Blicks ins Bad, schauen in den Spiegel und fragen sich „Wer bin ich, und wenn ja wie viele?“ Oder gehören Sie zu denen, die die ganze Familie mit unangebrachter, frühmorgendlicher Munterkeit, fröhlichem Pfeifen und Klappern mit Geschirr und Töpfen in der Küche nerven? Nun ja, dann können Sie ihrem privaten Umfeld ab jetzt das Killerargument entgegenhalten: Das ist genetisch angeboren. Sie können einfach nichts dafür.
Denn, ob man ein Langschläfer ist oder mit fünf Stunden Schlaf auskommt, eine Nachteule oder ein Hupfausdembett, ob man schläft wie ein Stein oder eher unruhig, all das macht den „Chronotyp“ aus, wie die Wissenschaft das nennt. Es wäre auch interessant, ob das Träumen individuell angelegt ist, oder warum manche Leute lebhaft und intensiv träumen oder eigentlich so gut wie traumlos schlafen. Vielleicht erinnern sie sich auch einfach nicht an ihre Träume. Macht es dann einen Unterschied, ob man eigentlich doch träumt, oder nicht?
Zurück zur Studie. Die Studie des oben genannten Teams fand also Genabschnitte, die mit dem Schlafstörungsrisiko und dem Chronotyp in Verbindung stehen und wurde in Nature Communications veröffentlicht. „Obwohl wir etwa ein Drittel unseres Lebens schlafend verbringen, wissen wir wenig über die spezifischen Gene und Pfade, die einen Großteil des menschlichen Schlafes regulieren“, sagt Hassan Saeed Dashti, ein Mediziner am MGH-Zentrum für Genmedizin und Autor der Studie. „Unsere Studie legt nahe, dass viele der für den Schlaf wichtigen Gene bei Tierversuchen auch den Schlaf beim Menschen beeinflussen können und damit den Zugang zu einem besseren Verständnis der Funktion und Regulierung des Schlafes öffnen.“
Jeder weiß, ein regelmäßiger Schlaf (7 bis 8 Stunden pro Nacht) ist gesund und wichtig. Sowohl auf Dauer unzureichender Schlaf (6 Stunden oder weniger) als auch übermäßiger Schlaf (9 Stunden oder mehr) sind oft mit erheblichen Gesundheitsproblemen verbunden. Familienstudien deuten aber darauf hin, dass 10 bis 40 Prozent des persönlichen Schlafbedürfnisses kann aber vererbt werden und schon in früheren, genetischen Studien konnten Varianten in zwei Genregionen mit der Schlafdauer in Verbindung gebracht werden.
Die aktuelle Studie ist die bisher größte ihrer Art zur Behandlung der Schlafdauer. Sie analysierte die genetischen Daten von mehr als 446.000 Teilnehmern der britischen Biobank, die selbst über ihre normale und übliche Schlafdauer Bericht führten. Diese „genome-wide association study“ (GWAS) identifizierte 78 Genregionen – einschließlich der beiden schon gefundenen – als mit der Schlafdauer eng verbunden. Die Teilnehmer, die die größte Anzahl der „Schlaf-Verlängerungsgenen“ haben, schlafen durchschnittlich 22 Minuten länger im Vergleich zu denen, die nur einzelne „Langschläfergene“ ihr eigen nennen und nur im Schnitt eine Minute länger schlafen.
Um zu sehen, wie genau die Ergebnisse aufgrund der selbst-protokollierten Schlafdauer wirklich sind, wurde die „Langschläfer-Test-Gruppe“ noch einmal unterteilt. Sie bekamen eine Woche lang Bewegungssensoren appliziert, sogenannte Beschleunigungssensoren. Nun konnte nicht nur die genaue Schlafdauer von den Forschern gemessen werden, sondern durch die Bewegungssensoren auch, wie tief der Schlaf war, wie oft die Probanden aufwachten und wie die Bewegungsmuster im Vergleich zur Tagesaktivität waren.
Nur ein paar der in dieser Studie identifizierten Genregionen deckten sich mit denen, die in den früheren Studien der Forscher zu Schlaflosigkeit und Chronotyp identifiziert worden sind. Die in dieser Studie bestimmten Stellen zeigten bei mehr als 47.000 Erwachsenen genau dieselben Auswirkungen, wie bei einer früheren GWA-Studie („genome-wide association study“). Bei mehr als 10.500 Kindern und Jugendlichen fand sich aber nur eine teilweise Übereinstimmung der Schlafdauer mit einer anderen GWA-Studie. Diese r Forschungsergebnisse sprechen dafür, dass es eine unterschiedliche Genetik der Schlafdauer bei Kindern im Gegensatz zu Erwachsenen gibt.
Sowohl eine sehr kurze als auch überdurchschnittliche lange Schlafdauer wird ja mit gesundheitlichen Problemen in Verbindung gebracht. Daher führte das Team noch einmal gesonderte Untersuchungen an denjenigen Teilnehmern durch, die über eine auffallend kurze oder lange Schlafdauer berichteten. In diesen „Seiten-Studien“ konnten dann zusätzliche Gene identifiziert werden, die in der Analyse der größeren Gruppen nicht gefunden wurden und die eben entweder zu längerer oder kürzerer Schlafdauer beitrugen. Die Forscher fanden auch gemeinsame, genetische Zusammenhänge zwischen kurzer oder langer Schlafdauer und noch ganz andere Faktoren, wie einen höheren Körperfettanteil, Depressionssymptome und weniger Schuljahre in der Kindheit, was auch noch zusätzlich negative Auswirkungen von zu wenig und zu viel Schlaf mit sich bringt. Weiterhin war die kurze Schlafdauer sogar genetisch mit Eigenheiten wie Neigung zu Schlaflosigkeit und dem Hang zum Rauchen verbunden. Auffällige Langschläfer wiesen dagegen eine Neigung zu Schizophrenie, Typ-2-Diabetes und Erkrankungen der Herzkranzgefäße auf.
Die Frage wäre hier nur: Was bedingt was? Bekommen Menschen Diabetes oder Schizophrenie, weil sie zu lange schlafen? Oder umgekehrt: schlafen sie so lange, weil sie an Diabetes oder Schizophrenie leiden? Oder sind diese Merkmale nicht kausal verbunden, sondern sind diese Eigenschaften genetische Kombinationen?
Der Co-Autor der Studie, der Mediziner Samuel Jones, von der University of Exeter Medical School, sagt: „Die Suche nach den 78 Bereichen des Genoms, die die gewöhnliche Schlafdauer beeinflussen, bedeutet einen großen Fortschritt in unserem Verständnis dafür, welche Faktoren dazu führen, dass manche Menschen mehr Schlaf benötigen als andere. Als Teil eines breiteren Arbeitspakets haben unsere Entdeckungen das Potenzial, die Entdeckung neuer Behandlungsmethoden für Schlaf- und Schlafstörungen zu unterstützen.“
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